Während der letzten drei Jahre haben wir uns häufig gefragt, ob wir unserem Anspruch, ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus zu setzen, gerecht werden. Warum wir glauben, dass wir nach wie vor auf einem guten Weg sind und trotzdem immer wieder an den Punkt kommen, an dem wir diese Frage nicht zu 100 % mit “Ja“ beantworten können, liest du im nachfolgenden Blog-Beitrag.
Die Idee hinter cabinski entstand im Frühsommer 2017 mit der Pachtmöglichkeit einer rund 2.500 Quadratmeter großen Wiese am Rand von St. Gallenkirch im Montafon. Durch die Herausforderung der “kurzen“ Pachtdauer via Baurecht von lediglich 25 Jahren war von Beginn an klar, dass klassische Bauten unter wirtschaftlichen und nachhaltigen Gesichtspunkten nicht zu realisieren sind. Daher fiel der Fokus auf eine reversible und schlussfolgernd modulare Bauweise.
Aus dem eigenen Anspruch heraus, etwas für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus zu unternehmen und der Recherche, wie nachhaltiges Wohnen und Bauen in Zukunft aussehen kann, ist unsere Idee gereift, touristisch genutzten Wohnraum zu minimieren. Reicht das aber schon aus, um von nachhaltigen Unterkünften zu sprechen? Und wo fängt Nachhaltigkeit an und wo hört sie auf? Eine Frage, die wir uns während der letzten drei Planungsjahre sehr oft gestellt haben und mit der wir uns auch heute noch regelmäßig auseinandersetzen. Was bedeutet Nachhaltigkeit im Tourismus wirklich? Und allem voran: Sind wir nachhaltig? Nutzen wir Ressourcen so, dass diese den zukünftigen Generationen in gleicher Qualität und Quantität zur Verfügung stehen können? Dabei finden wir uns häufig im Konflikt zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wieder und können diese Frage nicht immer mit "Ja" beantworten! Nichtsdestotrotz haben wir deutlich erkannt, dass wir uns in vielen Aspekten unterscheiden, absetzten und uns häufig nicht davor scheuen, ein paar Extrameilen zu gehen, um mehr für das Thema Nachhaltigkeit zu unternehmen.
Wie schon beschrieben, haben wir uns durch die kurze Pachtdauer für eine reversible Bauweise mit zehn Minimalhäusern entschieden. Das bedeutet für uns, dass wir nach Ablauf der Pachtdauer unser Grundstück vollständig renaturieren können. Darüber hinaus ergeben sich durch die Verwendung von kleinen Häusern einige Vorteile im Hinblick auf das Thema "nachhaltiges Wohnen": Durch den Bau eines kleinen Hauses werden schlicht weniger Ressourcen benötigt als beim Bau eines großen Hauses. Darüber hinaus setzten wir auf einen Holzrahmenbau, bei dem die Zwischenwände mit Zellulosedämmung aus Altpapier gefüllt sind. In unserem Fall ist fast die gesamte Cabin aus regionalem Holz in Österreich gefertigt worden und entspricht der EnEv 2016.
Außer einem Carport, das Voraussetzung für die Baugenehmigung war und in dem unser Technikraum, das Lager und der Skikeller untergebracht sind, haben wir auf weitere Räume verzichtet. Das bedeutet, dass keine weiteren Räume beheizt und bewirtschaftet werden müssen und daher auch keine Ressourcen gebunden wurden oder verbraucht werden müssen.
Bei der Bauphase haben wir größten Wert darauf gelegt, den Boden nicht vollflächig zu versiegeln. Daher steht jedes der Häuser auf vier Punktfundamenten á 40 x 30 cm. Unter dem Haus befindet sich eine lockere Kiesschicht. Auf dem Grundstück selbst entstand ein sehr natürliches Begrünungskonzept, das sich in die natürliche Umgebung eingliedert und viel Grünfläche für Insekten bietet. Statt Rasen haben wir uns zwischen den Häusern für eine natürliche Wiese entschieden. Außerdem binden die über 200 neu gesetzten Pflanzen und fast 40 Birken eine Menge CO2. Darüber hinaus haben wir bei den baulichen Maßnahmen fast ausschließlich mit regionalen Firmen gearbeitet und damit unter anderem versucht, die Fahrstrecken zur Baustelle gering zu halten. Fast ausschließlich, weil wir auch Unterstützung von Familie und Freunden aus unserer Heimat nahe Gießen bekommen haben ;)
Mit jeder unserer Cabins schaffen wir vier hochwertige Schlafplätze auf 28 Quadratmetern. Auch hier: Weniger Raum bedeutet weniger Ressourcen im Betrieb. Ist eine unserer Cabins nicht belegt, halten wir lediglich eine geringe Grundwärme in ihr. Auch die Tatsache, dass wir keine Flure, Treppenhäuser, Schwimmbäder, Aufenthaltsräume oder sonstige geteilte Räume beheizen und bewirtschaften, trägt dazu bei, den Ressourcenverbrauch im täglichen Betrieb gering zu halten.
Jede unserer Cabins wird über eine wassergeführte Fußbodenheizung beheizt. Bei der Warmwasseraufbereitung haben wir uns für eine zentrale Luftwärmepumpe entschieden, welche durch Ökostrom betrieben wird. Wir reduzieren die Reinigungen auf die An- und Abreisetage, achten auf eine strikte Mülltrennung, nutzen in vielen Bereichen ökologische Produkte und haben Kooperationen mit Unternehmen wie Stop the water while using me, ehrlich textil oder dem Montafoner Steinschaf. Dadurch, dass Produkte wie Küchentücher, Spülschwämme, Spülmittel und Spülmaschinentabs im Vermietungspreis enthalten sind, wollen wir den Kauf von Wegwerfprodukten entgegenwirken und Müll vermeiden. In unserem Cabin-Booklet, das in gebundener Form ab Winter 2020 in jeder Cabin ausliegt, appellieren wir an unsere Gäste, ihr Auto stehen zu lassen, geben wertvolle Tipps zu ressourcenschonendem Urlaub und zur Nutzung des ÖPNV in unserer Region. Die Anreise mit ÖPNV bis zu uns ans Grundstück ist im Moment leider noch nicht möglich. Wegen einer Bushaltestelle in der näheren Umgebung sind wir jedoch mit der Gemeinde im Gespräch.
Da wir uns immer wieder hinterfragen und überlegen, ob wir unserem eigenen Anspruch gerecht werden, haben wir noch viele Ideen und Pläne. Zusammen mit “PATRON - Plastic Free Peaks” planen wir gemeinsame “Clean Up Days“, um die Berge im Montafon vom Müll zu befreien und arbeiten daran, dass jede Cabin eine PATRON Brotzeitbox bekommt. Was das ist? Schau doch mal bei unseren Freunden von PATRON vorbei.
Zusätzlich sind wir gewillt, unsere Prozesse jeden Tag so zu optimieren, dass sie einen nachhaltigen Einfluss auf unser Projekt haben. Wir versuchen jede Chance zu nutzen, um zu evaluieren, was noch besser geht und wo wir Dinge und Abläufe noch mal überdenken können. Darüber hinaus freuen wir uns natürlich immer über weitere gute Ideen, die von außen an uns herangetragen werden und möchten am liebsten mit euch gemeinsam noch vieles umsetzen. Manches braucht jedoch seine Zeit. Im Großen und Ganzen denken wir jedoch, mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg zu sein.
Hast du weitere Ideen oder Vorschläge, wie wir unsere Vision von einem nachhaltigeren Tourismus voranbringen können oder kennst du Menschen, die wir kennenlernen sollten? Dann melde dich gerne bei uns!